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Beziehungen und Gleichwertigkeit

******XXL Mann
3.802 Beiträge
Themenersteller 
Beziehungen und Gleichwertigkeit
Im Thread
Beziehungs-Anarchie: rechtliche Gestaltung
wurde das Thema Gleichwertigkeit von Beziehungen aufgeworfen. Das Thema ist mir so wichtig, dass ich dazu gerne einen eigenen Thread aufmachen möchte.

Ich zitiere mal ein paar Aussagen von dort:

*****s42:
******XXL:

Der zweite Punkt ist der der Wertigkeit. Was ist denn der Wert einer Beziehung? Selbst wenn ich mal die Frage weglasse, wer das überhaupt beurteilen soll, ist das doch irgendwie eine ziemlich seltsame Konstruktion - oder übersehe ich da was?
Gerade darum geht es doch in der BA - die Beziehungen nicht zu bewerten in "wertvoller" oder "nicht so wertvoll". *ja*
Sicher gibt es dafür eh keine Maßeinheit, aber die Wertung ergibt sich in der Wertschätzung, die man über die Zeit seinen Partnern zukommen lässt.

Also ich habe mit dieser Sichtweise sehr große Probleme. Auch wenn gesagt wird, es gäbe kein Maß für den Wert einer Beziehung, so gibt Sorbas sogar im selben Satz doch eins an: Die Menge der Zeit, die ich mit jemandem verbringe. Danach kann ich also die Wertigkeit einer Beziehung an der Stoppuhr ablesen.

Ich sage jetzt mal: Das kann nicht euer Ernst sein. Dann habe ich die wertigsten Beziehungen vermutlich mit einigen Kollegen, mit denen ich definitiv mehr Zeit verbringe als mit meiner Lebenspartnerin...

Auch die Suche nach irgendeinem anderen Aspekt als gemeinsam verbrachter Zeit, der als Wert angesehen werden kann, macht keinen Sinn.

Meine These: Eine Beziehung hat einen Wert für mich - sonst hätte ich sie nämlich nicht. Solcher Wert einer Beziehung ist aber grundsätzlich und prinzipiell unvergleichbar miteinander (inkommensurabel).

Und weil der Wert einer Beziehung unvergleichbar ist, kann ich mehrere davon auch nicht zu einer Hierarchie ordnen. Eine Hierarchie setzt nämlich eine Rangfolge voraus und die kann ich nur dann bilden, wenn ich etwas Vergleichbares habe. Habe ich aber ja nach meiner These nicht.

Ich denke der Ausweg ist der, den Sorbas auch schon andeutet: Gar nicht mehr vom Wert einer Beziehung zu reden.

*****s42:
In der BA geht es darum, keiner Einzelbeziehung generell mehr Bedeutung beizumessen als einer anderen. Alle Beziehungen sind generell wichtig und wertvoll, jeder Partner ist wichtig und wertvoll.

Hier geht es jetzt nicht mehr um Wertigkeit alleine, sondern auch noch darum, dass die Beziehungen gleichwertig sein sollen. Gleichheit im Wert setzt voraus, dass ich den Wert vergleichen kann. Nach meiner These oben geht das aber gar nicht und schon von daher macht die Gleichwertigkeit von Beziehungen keinen Sinn.

Aber auch nochmal anders: Ist das denn überhaupt eine wünschbare Forderung? Sind nicht die Stellen im Leben, an denen ich mich flexibel mal mehr und mal weniger einbringen kann die besten? Mir ist das jedenfalls lieber, als ich wenn in eine Gleichheit gezwungen werde. Ist eine Forderung nach Gleichwertigkeit da nicht eher kontraproduktiv?

Und schließlich: Gehört die Gleichwertigkeit zwingend zur Beziehungsanarchie? Ich denke nicht, aber bin sicher kein Experte für die Quellen des Begriffs.

Na, heavy stuff *zwinker* . Dennoch: Was meint ihr?


Gruß
Stefan
*********under Frau
4.373 Beiträge
Gleichwertigkeit als Mensch, da kann ich noch folgen aber ansonsten ist der Wert die Beziehung selbst und den werte ich digital.

So lassen sich auch für mich Beziehungen untereinander nicht werten weil entweder ist es eine oder keine und wenn es eine ist dann bin ich ein Teil davon zu 100% und nicht weniger als in einer anderen.
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
Anfängerin
Da ich erst seit kurzem weiß, dass ich Beziehungs-Anarchistin bin, ist meine Meinung vielleicht ein wenig unwissenschaftlich.

Aber ich würde das mit dem "gleichwertig" nicht so mathematisch sehen, sondern eher so, dass eben jede Beziehung wichtig und wertvoll ist. Das schließt nicht aus, dass ich mal mehr Zeit mit dem einen oder dem anderen Menschen verbringe. Dass vielleicht auch mal ein Mensch/die Beziehung zu ihm in meinem Leben ein Zeit lang mehr "Wichtigkeit" haben kann, ohne dass das prinzipiell und immer so sein muss.

Denn es gibt eben nicht mehr die "wichtigste" Beziehung, der sich alle anderen unterzuordnen haben. Aber eine mathematisch genaue Aufrechnung ... das würde mir und meiner Vorstellung von Liebe und Zuneigung nicht entsprechen.

Falls klar wird, was ich meine... *skeptisch*
******ger Paar
127 Beiträge
wie wäre es, wenn nur Liebe und Vertrauen "bewerteten"?
Hallo alle in der Runde *smile*

hmm ... *nachdenk*
... eigentlich wollte ich hier ja gar nicht rein, weil mir der Gedanke überhaupt, Beziehungen Wertigkeiten zuordnen zu wollen, aber sowas von "daneben" erscheint *umpf*

M.E. gehört die Begrifflichkeit des Wertens überhaupt nicht in Beziehungssituationen, erst recht nicht in polyamore, geschweige denn anarchische!
Warum?
Na ganz einfach:
Jede Wertung setzt Regeln für "hierarchische Komponenten" voraus.
Wobei ich auch Begrifflichkeiten des "Maßstäblichen" dazuordnen würde.

Meine Erfahrung in meinen Beziehungen ist aber die, dass alles Hirarchieenschaffende über kurz oder lang der absolute Overkill ist. Wer Zwischenmenschliches (also auch seine Beziehung/en) in derartigen Regelwerten zu verstehen und organisieren versucht, hat diese eigentlich schon beendet:
Es fehlt die Freiheit.

Und Freiheit geht nur mit Vertrauen.
Vertrauen benötigt keine Regeln ... entweder ist Vertrauen da oder nicht *basta*
M.E. gibt es ebensowenig "ein bischen Vertrauen", wie es "ein bischen schwanger" gibt!

Mein Vorschlag:
Liebe ist da oder nicht. .... und schon haben wir eine Beziehung, die mühelos jede Anzahl anderer Geliebte gleichberechtigt neben sich toleriert *lach*
(wobei für "Toleranz" ja auch schon wieder so ne "Art Maßstab" bemüht werden muß ... aber ich finde grad keine passendere Vokabel - *sorry* )

Die einzige Regel, die aufrichtige Liebe kennt ist Vertrauen (ich wiederhole mich, *sorry* ) ... damit könnte ich auf jeden Fall leben.
*lach* Ach wißt ihr, wir leben ja genau so *lach*
Und es funzt superwundertoll ... seit mittlerweile immerhin 19 Jahren *smile*

Ich beschreib das mal anhand des Phänomens "Eifersucht":
Eifersucht entspringt materialistischen Prinzipien, die "Besitzergreifung" zu rechtfertigen suchen. Eigentlich ja völlig idiotisch ... hi hi ... *lach* wie kann ich den überhaupt jemanden "besitzen" (wollen)? *rotfl*
vorlachenz'ambrech *haumichwech*
Aaaaaber ... ist sie berechtigt, ist die Beziehung dahin, weil Vertauensbruch empfunden wird, ist sie es nicht, fehlt das unabdingbar nötige Vertauen ... ergo? Beziehung nicht lebensfähig *liebeskummer*

Und so funktioniert das in allen Sparten einer "Beziehungsorganisation" - jedenfalls unseres Lebensentwurfes.

Und jetzt nochmal zur Liebe:
Sie ist immer gleich ... jedenfalls habe ich noch nie "mehr" oder "weniger" geliebt, echt jetzt ... und wer kann das schon wirklich? *zwinker*
Wie soll das auch funktionieren? *hae*
Liebe ist doch ein vollkommenes Gefühl. Sie kennt keine Abstufungen, kommt tief aus der Seele ... ist alles zugleich und immer das zuverlässigste Werkzeug für Beziehungsentscheidungen ... ist immer nur "ja" oder "nein" (wird gefühlt/erlebt oder eben nicht).
Wie wäre es, wenn endlich einfach - jeder für sich - ganz ehrlich zu sich selbst ist und feststellt, ja, Liebe macht Gleichberechtigung überhaupt erst lebbar. Liebe ist Ursache und Wirkung, ist jetzt und hier, ist albsolut, in jedem Fall hierarchieresistent und somit der "Werteschlüssel" schlechthin, weil eben nie wertend! *lach*
Und das tollste daran: Lieben kann nur wer sich selbst zu leiben im Stande ist ... wie obergenial!!!
*aetsch*
Und gleich einen hinterher:
Vertrauen ist der "anfassbare Teil" jeder Beziehung, der von uns tatsächlich durch unser Handeln "beeinflußt" werden kann (immer wieder unter Beweis stellen ... sich selbst und somit auch den/m Partner/n gegenüber.
DAher kann Vertrauen diesen "materialistischen Kladderadtsch" vollumfänglich ersetzen - von wegen wissenschaftliche Betrachtung ... wie trocken, unerotisch, wie lebens-/liebesfremd!

Mal ganz ehrlich Butter bei die Fische:
Wer hat Liebe schon mal "gemessen"? *haumichwech*
Wer hatsie je in mathematische Forlen zu packen versucht? Und wenn ... wem ist's je gelungen? *lach*
Wer hat ihr - der Liebe selbst - je mißtraut ... "äääh ... das kann jetzt aber nichtecht sein"? *lol*

Dieses unglaubliche Erleben, das einen so warm und summend durchflutet, ob platonisch und/oder körperlich ... und dazu noch ein erotisches Moment - unschlagbar ... einfach unschlagbar ... überfliegend!

Und jetzt?
Haben wir Frieden *frieden*
Mit uns und allen unseren gleichberechtigten Partnern *hi5*

Wir werden daran jedenfalls nie etwas zu ändern versuchen - versprochen.
*friends* *liebhab* *pimper*

Grüße *huhu*
Goetz
(grad nur ich!)
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Themenersteller 
Katharina hat es gut auf den Punkt gebracht, wie ich es auch sehe.

*******na57:
Aber ich würde das mit dem "gleichwertig" nicht so mathematisch sehen, sondern eher so, dass eben jede Beziehung wichtig und wertvoll ist.

*ja* genau. Und die Beziehungen sind sogar ganz unterschiedlich und damit sind auch jeweils andere Dinge in ihnen wichtig für mich. Während ich mit einem gerne über Politik quatsche habe ich mit anderen lieber guten Sex. Weil eben das in dieser Unterschiedlichkeit(sic!) jeweils gut passt. Ich kann da nichts Gleiches / Gleichwertiges entdecken.

*******na57:
Das schließt nicht aus, dass ich mal mehr Zeit mit dem einen oder dem anderen Menschen verbringe. Dass vielleicht auch mal ein Mensch/die Beziehung zu ihm in meinem Leben ein Zeit lang mehr "Wichtigkeit" haben kann, ohne dass das prinzipiell und immer so sein muss.

Nochmal *ja*. Ich habe Freundschaftsbeziehungen, wo wir teils Jahre keinen Kontakt haben. Nichtsdestrorotz sind mir diese Freundschaften sehr wichtig. Gemeinsame Zeit ist so was von überhaupt kein Maß...

*******na57:
Denn es gibt eben nicht mehr die "wichtigste" Beziehung, der sich alle anderen unterzuordnen haben.

Hier will ich nochmal genauer hinsehen. Unterordnen muss ich ja überhaupt nur, wenn ich eine Ressourcenknappheit habe. Wenn ich im Überfluss habe was ich brauche, dann brauche ich nichts ordnen, sondern lasse es einfach fließen.

Na, so ist das Leben aber halt nicht. Und dann muss ich mich schon mal entscheiden. Geht es bei der Frage nach der Gleichwertigkeit um genau diese Situationen?


Gruß
Stefan
*********mme51 Frau
744 Beiträge
Für mich liegt der Wert in einer Beziehung in der Grundvoraussetzung von Respekt, Vertrauen, Verständnis, Zuverlässigkeit, Geborgenheit, Freiheit, Gemeinsamkeiten, Sexualität, Erotik, Toleranz usw. zwischen den Partnern, also in den Werten.

Während die Bezeichnung "wertvoll" feine Bewertung für mich ist. Es werden innerhalb der Beziehung die Werte bewertet und somit auch Rückschlüsse auf die gesamte Beziehung gezogen.
****iel Mann
113 Beiträge
Mal meine kleine Zusammenfassung des bisher Gelesenen . . . nur um festzustellen, ob ich's richtig verstanden habe:

In Hierarchien lässt sich doch nur einordnen, was gleichartig ist. Nicht umsonst tut man das mit Äpfeln und Birnen ja bekanntermaßen nicht . . . ok, ein etwas platter Vergleich . . . *g*

Es fällt halt ein bisschen schwer, sich mehrere gleichartige Beziehungen vorzustellen. Es mag absurd klingen, aber das wäre ja so, als würde man mehrere Klone lieben. In der Realität sind Menschen aber doch ziemlich unterschiedlich.

Ergo kann man Beziehungen nur in Hierarchien hineinzwingen, von alleine wollen sie da jedenfalls nicht rein.

Und nennt man das Unterlassen dieses Zwanges dann Beziehungsanarchie . . . ?

Viele Grüße,
Ezeqiel

*edit*: Natürlich ist mir klar, dass dieses Unterlassen vielleicht nicht allen, aber den meisten Menschen, die nunmal in dieser unserer Zivilisation aufgewachsen sind, sicher schwerfallen wird. Ob es mir so ganz gelingen könnte . . . keine Ahnung. Aber sicherlich geht es wie so oft um ein theoretisches Ideal, das anzustreben lohnen könnte . . . frei nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel". *zwinker*
*******s_U Mann
961 Beiträge
In Hierarchien lässt sich doch nur einordnen, was gleichartig ist. Nicht umsonst tut man das mit Äpfeln und Birnen ja bekanntermaßen nicht . . . ok, ein etwas platter Vergleich . . . *g*
Widerspruch: ich muss mir zum Vergleichen nur einzelne Aspekte herausgreifen. Äpfel halten länger, Birnen sind saftiger, beide wachsen auf Bäumen und wollen gepflückt werden.
Bezogen auf Beziehungen ist der gesellschaftlich im Allgemeinen für relevant gesehene Aspekt ein seltsames Konglomerat aus "wir haben vor, den Rest unseres Lebens zusammen zu verbringen", Sex und Kinderkriegen, und all derlei Dinge. Wenn ich eine Rangordnung aufstellen sollte (und das geht wohl den Meisten hier so), dann stünde "was will ich jetzt" und "ich will herausfinden, was mit diesem Menschen noch alles möglich ist, denn er|sie fasziniert mich / tut mir gut / ist gut im Bett / ?!?" und derlei Ansätze im Vordergrund, bei denen das Konzept der klassischen Ehe eher im hinteren Mittelfeld rangiert.
*****s42 Mann
11.836 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich spüre auch hier wieder eine Ver[m/w]ischung von Gleichheit und Gleichwertigkeit.

FroileinWunder hat die "absolute" Gleichwertigkeit ganz schön formuliert: Entweder es ist keine Beziehung - oder es ist eine. 0% oder 100%. *ja*
Wobei das schöne dabei ist, dass es mehrere 100%-Beziehungen parallel geben kann *zwinker*

Beziehungen können nie gleich sein. Aber durchaus gleichwertig.

Vielleicht können wir darauf mehr eingehen?
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Themenersteller 
*****s42:
Ich spüre auch hier wieder eine Ver[m/w]ischung von Gleichheit und Gleichwertigkeit.

Ich gebe dir recht, dass das nicht dasselbe ist. Aber das eine bedingt das andere. Die Gleichheit - oder genauer die Vergleichbarkeit - ist Voraussetzung für die Gleichwertigkeit.

Matthias bringt es gut auf den Punkt:

*******s_U:
Widerspruch: ich muss mir zum Vergleichen nur einzelne Aspekte herausgreifen. Äpfel halten länger, Birnen sind saftiger, beide wachsen auf Bäumen und wollen gepflückt werden.

Ja, das geht natürlich. Und wenn ich dann noch einen Aspekt nehme, den ich physikalisch messen kann - z.B. Zeit - dann kann ich sogar Zahlen dran schreiben.

Aber - und hier ist für mich der Knackpunkt - dieses Maß kann ich nicht für eine Beziehung als Ganzes finden. Einfach weil zwei verschiedene Beziehungen prinzipiell unvergleichbar sind. Nochmal näher nachgedacht rührt diese prinzipielle Unvergleichbarkeit aus der Individualität der Beteiligten und ihrer je konkreten Lebenssituation.

Also wenn ich von Gleichwertigkeit zweier Beziehungen sprechen will, dann muss ich entweder den Aspekt angeben, den ich vergleiche, oder ich vergewaltige die Beziehungen indem ich sie auf ein Maß bringe, das nicht da ist.

Letzteres würde ich nicht tun wollen und ersteres? Na ja, es mag Situationen geben, in denen das sinnvoll ist. Vielleicht ist dein Beispiel mit mehreren Kindern andernthreads so eins. Aber bei Erwachsenen?

Eine Frau sagte mal zu mir: "Ich bin niemals die Zweite". Meine Antwort war: "Gut, ich kann auch nicht bis Zwei zählen *zwinker* ". Flapsig, aber das bringt es für mich auf den Punkt: Jede ist die Erste.


Gruß
Stefan
*********under Frau
4.373 Beiträge
Ich kann sagen in der Beziehung ist es so und so und da ist dies und das und ich fühle mich ben so.
In der anderen beziehung ist das auch so oder das ist anders und das gar nicht, das ist besonders.

Was ich nicht kann ich die Beziehungen untereinander zu bewerten, weder mit Punkten, Zensuren, gut, schecht, besser.

Sie sind alle richtig und gut wie sie sind sonst wäre ich nicht ein teil jeder Beziehung.
*****s42 Mann
11.836 Beiträge
Gruppen-Mod 
*********under:
Was ich nicht kann ich die Beziehungen untereinander zu bewerten, weder mit Punkten, Zensuren, gut, schecht, besser.
Und genau darum geht es:
Die Beziehungen nicht zu bewerten in höherwertig oder weniger - also keine Unterscheidungen anzustellen in: Das ist meine "große Liebe", die "Nr. 1", das meine gute Freundin (Nr. 2) und dass meine sexuellen Affairen (alle auf Nr. 3 - bis auf die Fernbeziehung, die steht noch darunter) - oder wie auch immer.

Ohne Unterscheidung in der Bewertung sind sie de facto gleichwertig. *ja*
*******s_U Mann
961 Beiträge
Also wenn ich von Gleichwertigkeit zweier Beziehungen sprechen will, dann muss ich entweder den Aspekt angeben, den ich vergleiche, oder ich vergewaltige die Beziehungen indem ich sie auf ein Maß bringe, das nicht da ist.
Oder ich sage zu jedem meiner Partner: es gibt Aspekte, da bist du die #1, und es gibt Aspekte, da bist du es nicht, einfach weil ihr unterschiedliche Menschen seid und ich andere Seiten an jedem von euch liebe.

Irgendwann hört dann entweder das Vergleichen auf … oder die Partnerschaft. *schiefguck*
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Themenersteller 
*****s42:
Ohne Unterscheidung in der Bewertung sind sie de facto gleichwertig.

Auf die Gefahr hin mich als *klugscheisser* zu outen: Noch genauer als "de facto gleichwertig" wäre so etwas wie a-wertig - erfinde ich jetzt mal. (Unwertig würde sprachlich auch gehen, aber das ist noch missverständlicher.)

Ansonsten habe ich jetzt das Gefühl, dass wir das Thema jetzt gut rausgearbeitet haben *g* .


Gruß
Stefan
*****s42 Mann
11.836 Beiträge
Gruppen-Mod 
******XXL:
Auf die Gefahr hin mich als zu outen: Noch genauer als "de facto gleichwertig" wäre so etwas wie a-wertig
Sehr ungünstig (die Begründung lieferst du ja selbst *zwinker* ).

*******s_U:
Oder ich sage zu jedem meiner Partner: es gibt Aspekte, da bist du die #1, und es gibt Aspekte, da bist du es nicht, einfach weil ihr unterschiedliche Menschen seid und ich andere Seiten an jedem von euch liebe.
Ich finde "#1" schon nicht schön. Weil auch das eine Position schafft, die - wenn derjenige sie wieder verliert - Frust und Eifersucht erzeugt.

Ich vereinfache mal mit einem Beispiel:
Ich habe eine Geliebte/Freudin/Frau, mit der ich sehr gern Sex habe, weil der mit ihr einfach fantastisch ist. Ich habe eine andere Geliebte/Freundin/Frau, mit der ich mich sehr angeregt und gleichzeitig entsprannt über Gott und die Welt unterhalten kann und eine dritte, mit der ich am liebsten Tanzen gehe. Damit könnte ich zu jeder sagen: "Du bist meine #1 beim Sex bzw. Philosophieren bzw. Tanzen."
Was meinst du wohl, wenn ich jetzt eine Frau kennen lerne, mit der ich auch gern Sex habe. Oder ich zusammen mit der Frau, mit der ich eigentlich hauptsächlich tanzen gehe, völlig neue Seiten an unserer Beziehung entdecke. Dann müsste ich ggf. meine verteilten Bewertungen neu sortieren - gaaaaanz schlechte Idee *g*

Deshalb - und das ist eine Grundidee der BA - werden solche Bewertungen gar nicht erst vorgenommen. Weil sie sich ändern können. Weil sie Rangfolgen festlegen (auch, wenn nur unter bestimmten Aspekten), deren Änderungen zu Minderwertigkeitsgefühlen mit all den bekannten Folgen führen können bei denen, die ihren "Status" verlieren. *oh*
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
So
sehe ich das auch.

Wenn man mehrere Kinder hat, dann gibt es eine Reihenfolge im Alter, aber in der Regel nicht in der Liebe, die man empfindet.

Aber - das Baby verlangt die Aufmerksamkeit der Eltern direkter und auch ofter als das Schulkind. Mit dem Teenager habe ich mehr Auseinandersetzungen als mit dem in sich ruhenden 9jährigen. Die 17jährige darf bis Mitternacht aufgehen, die 12jährige geht um 9 ins Bett.

Aber alle sind meine Kinder, alle liebe ich.

So ähnlich ist das auch mit bei mir mit Beziehungen oder wie ich das nennen will. Derjenige, mit dem ich gerade zusammen bin, ist in dem Moment der wichtigste, derjenige, auf den ich mich konzentriere. Derjenige, der meinen Beistand braucht, kriegt ihn, auch wenn das bedeutet, dass ich ihn öfter anrufe als einen anderen. Ich kann nicht sagen, wen ich "mehr" liebe oder wer mehr Bedeutung für mein Leben hat.

*crazy*

Nun könnte man sagen, ich müsse in der Lage sein, mich zu entscheiden. Ich sei "bindungsunfähig" oder sowas.

Und genau das stelle ich in Frage. Ich entscheide mich nicht, sondern liebe sie alle !!
*****s42 Mann
11.836 Beiträge
Gruppen-Mod 
*******na57:
So ähnlich ist das auch mit bei mir mit Beziehungen oder wie ich das nennen will. Derjenige, mit dem ich gerade zusammen bin, ist in dem Moment der wichtigste, derjenige, auf den ich mich konzentriere. Derjenige, der meinen Beistand braucht, kriegt ihn, auch wenn das bedeutet, dass ich ihn öfter anrufe als einen anderen. Ich kann nicht sagen, wen ich "mehr" liebe oder wer mehr Bedeutung für mein Leben hat.
Genau so sehe ich das auch.

Ich glaube, Gentletom hatte dazu in der Polygruppe mal den Begriff "bedürfnisgerecht" oder so ähnlich eingebracht. Genau das ist damit gemeint: derjenige, der nach meinem Dafürhalten momentan meine Zuwendung besonders brauchen kann oder der, dem ich sie momentan am einfachsten zukommen lassen kann, erhält auch die entsprechende meiste Zuwendung in diesem Moment.
Dabei kann es durchaus passieren, dass es da ein zeitliches Ungleichgewicht gibt - na und?

Ich verbringe auch nicht immer mit allen guten Freunden gleich viel Zeit. Kein Freund würde auf die Idee kommen, sich darüber zu beschweren.
Warum also mit den Geliebten die Zuwendungen und gemeinsame Zeit nicht auch flexibel und nach der jeweiligen Situation gestalten?

BTW: Bei mir ist eine Beziehung mal deshalb zerbrochen, weil da fast schon mit der Stoppuhr registriert wurde, mit wem ich wieviel Zeit verbringe: "Mit der warst du aber schon ab Freitagabend zusammen und mit mir am nächsten WE erst ab Samastagmittag!"
Inzwischen muss ich sagen: Der Fehler lag nicht darin, es mit der Zeit nicht so genau genommen zu haben, sonder darin, dass ich mich auf so eine starre Zeitenfestlegung hab festlegen lassen. *schiefguck*
*****ett Frau
9 Beiträge
Gleichwertigkeit und poly
Hallo zusammen

Jetzt hab ich lange überlegt, ob ich ein neues Thema aufmach oder ob es doch zu einem bestehenden passt.

Also: bei "Poly-Geschichten" stehen alle Beziehungen gleichwertig nebeneinander. Kann man dann bei anarchischen Beziehungen den Begriff "Hauptbeziehung" einbringen?

Ich sehe meine aktuelle Beziehung als Hauptbeziehung..... das ist das, was im Moment in meinem Kopf ist. Ohne eben diese Beschränkung, daß der Anspruch monogam daraus folgen muß.

Kann jemand den Unterschied poly / anarchisch erklären?
*****s42 Mann
11.836 Beiträge
Gruppen-Mod 
*****ett:
Also: bei "Poly-Geschichten" stehen alle Beziehungen gleichwertig nebeneinander.
Nicht zwingend.
In vielen Poly-Beziehungen gibt es durchaus Primary und Secondaries (oder Haupt- und Nebenbeziehungen). Es gibt sogar Menschen, die das einseitige Recht, mehrere Partner lieben zu dürfen, mit zur Polyamory zählen *schiefguck*

*****ett:
Kann man dann bei anarchischen Beziehungen den Begriff "Hauptbeziehung" einbringen?
Wohl eher nicht *zwinker* Damit gäbe es ja Hierarchien.
*****ett Frau
9 Beiträge
@****as:

Sagt das Wort Hauptbeziehung schon etwas über Hierarchie aus?

Klarer ist dann schon die Aussage, daß in einer Poly-Beziehung einer beschließen kann, daß nur er darf.

Weiteres zur Abgrenzung - bitte *bitteschoen*
******ann Mann
113 Beiträge
Deshalb - und das ist eine Grundidee der BA - werden solche Bewertungen gar nicht erst vorgenommen.

Werden sie nicht vorgenommen im Sinne von "es gibt sie nicht" oder werden sie nur nicht ausgesprochen und alle tun so, als würden sie damit nicht existieren?
Ich habe für mich festgestellt, dass meine Beziehungen mir zwar alle wichtig sind, sonst hätte ich sie nicht. Aber allein wenn ich mir vorstelle, eine würde plötzlich enden, das Gefühl des Verlustes dabei durchaus sehr unterschiedlich ist bzw. auch real war, wenn es passierte. Und ich durchaus sehr unterschiedliche Mengen an Energie und Aufwand betrieben habe, um das zu verhindern. Was zumndest für mich dann doch etwas über die unterschiedliche Bedeutung dieser Beziehungen aussagt. Und ich das ja fast für eine Wertung halte....
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
Hmm
... ich denke, das ist völlig normal. Für mich heißt es "gleich-wertig" nicht "gleich-artig". Und "gleichwertig" heißt auch nur, dass ich die gesellschaftlichen Schubladen nicht mehr mitmache:

Sie (=die Beziehungsanarchie,K.) unterscheidet sich von der Polyamorie dadurch, dass sie annimmt, man brauche keine formelle Unterscheidung zwischen verschiedenen Typen von Beziehungen. Beziehungsanarchisten betrachten jede Beziehung (Liebesbeziehungen und andere) individuell, im Gegensatz zu der üblichen Kategorisierung nach gesellschaftlichen Normen wie "nur Freunde", "in einer Beziehung", "in einer offenen Beziehung", etc.

So ist jede Beziehung einzigartig und nicht die eine weniger wichtig als die andere. Es gibt keine, der sich die anderen unterordnen müssen ... also nicht nach von außen gegebenen Kategorien, sondern ich entscheide das in jedem Fall neu. Also - ich muss nicht darauf verzichten, meiner Freundin zu helfen, weil mein Ehemann will, dass wir zu seinen Eltern fahren. Normalerweise kommt "Partner" vor "Freundin" .... für mich geht es danach, wer mich mehr braucht.

Dabei sind die Gefühle zum Partner oder zur Freundin durchaus unterschiedlich. Aber es gibt keine "bessere" Liebe/Beziehung", sondern nur - wie ich es auf dem Joy einmal so schön gelesen habe - "verschiedene Farben von Liebe" oder Beziehung.

*my2cents*
*****s42 Mann
11.836 Beiträge
Gruppen-Mod 
Unterschiedlichkeit und Wertigkeit
Alle Beziehungen sind unterschiedlich, es wäre also quatsch zu sagen: "Es gibt keine Unterschiede in den Beziehungen."

Und es gibt auch immer ein oder zwei Beziehungen, die mir momentan wichtiger sind als andere. Z.B. ist mir eine Geliebte, mit der ich gerade ein Wochenende oder einen Urlaub verbringe, näher und wichtiger als ein guter Freund oder eine andere Geliebte. Das kann aber eine Woche später ganz anders aussehen.

In der BA geht es um generelle Wertigkeiten und Hierarchien zwischen den Beziehungen. Die sollte es möglichst nicht geben, weil sie im "theoretischen Denkansatz" der BA eine Hauptursache für Status- und Besitzansprüche und davon ausgehend für Machtkämpfe und Eifersucht sind.

Nur so zu tun, als gäbe es sie nicht, ist wenig zielführend (also, wenn sie einfach unter den Tisch gekehrt, wenn nicht darüber gesprochen wird). Denn entstehen kann so etwas immer - real oder auch nur in der individuellen Wahrnehmung einzelner.
Dann muss aber darüber gemeinsam gesprochen werden.

Und wenn man eine Beziehung als "Hauptbeziehung" bezeichnet - wird dann dadurch nicht so etwas wie eine Bewertung vorweggenommen? Denn "Hauptbeziehung" impliziert automatisch, dass es da noch "Nebenbeziehungen" gibt oder geben kann. Rein sprachlich wird da eine Hierarchie geschaffen, die mit Sicherheit auch von anderen Beteiligten so wahrgenommen wird - rein schon von den Begriffen her.
*****ett Frau
9 Beiträge
@******ina:

Wollen sich Menschen in Stino-Beziehungen (stink normalen B.) die Gleichwertigkeit oder die Unterschiedlichkeit nicht eingestehen?
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels Gruppen-Mod 
Äh, hmm ....
Wenn ich mal außerhalb der Ideen dieser Gruppe gucke, dann sind da doch Unterschiede und Wertigkeiten und "besser" und "wichtiger" und "eine Frau gehört zu ihrem Mann" und all so Sachen. Ich denke mal an meine Ehe:

Da war die "heilige" Ehe an der Spitze. Die Liebe zu meinen Eltern sollte dann unter der zu meinem (Ex-) Mann stehen, Freundschaften waren auch "weniger wichtig". Die Liebe zum Kind steht auf einem besonderen Sockel - aber eigentlich, so kam es mir vor, sollte im Konfliktfall auch die "einzige wahre Liebe" zu meinem Mann stärker sein, als der Mutterinstinkt - das war zu dem Zeitpunkt, wo das Kind notfalls auch alleine hätte überleben können.

Denn in unserer Kultur ist eine Mutter, die bedingungslos hinter ihrem Kind steht, wenn dieses das braucht, schlecht, denn sie verwöhnt. Dabei kann ich auch liebend erziehen und Grenzen setzen.

Ich habe das schon immer merkwürdig gefunden - aber wer so leben will, soll das doch tun. Es gibt Sicherheit und Struktur und Ordnung, was ja auch nichts Schlechtes ist.

Für mich fing alles damit an, dass ich keinen Unterschied mehr machen wollte zwischen "Liebe zu eínem (!) Mann" und der Liebe zu einem anderen und der Liebe zu meinem Kind und der Liebe zum Leben allgemein... Liebe ist Liebe. Beziehung ist Beziehung.

Das ist meine persönliche Freiheit, die in keinster Weise mit unverbindlichem Egoismus gleich zu setzen ist, auch wenn es nach außen (oder für meinen Ex-Mann) manchmal so aussieht.
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