Beziehungen und Gleichwertigkeit
Im ThreadBeziehungs-Anarchie: rechtliche Gestaltung
wurde das Thema Gleichwertigkeit von Beziehungen aufgeworfen. Das Thema ist mir so wichtig, dass ich dazu gerne einen eigenen Thread aufmachen möchte.
Ich zitiere mal ein paar Aussagen von dort:
*****s42:
******XXL:
Der zweite Punkt ist der der Wertigkeit. Was ist denn der Wert einer Beziehung? Selbst wenn ich mal die Frage weglasse, wer das überhaupt beurteilen soll, ist das doch irgendwie eine ziemlich seltsame Konstruktion - oder übersehe ich da was?
Sicher gibt es dafür eh keine Maßeinheit, aber die Wertung ergibt sich in der Wertschätzung, die man über die Zeit seinen Partnern zukommen lässt.
Also ich habe mit dieser Sichtweise sehr große Probleme. Auch wenn gesagt wird, es gäbe kein Maß für den Wert einer Beziehung, so gibt Sorbas sogar im selben Satz doch eins an: Die Menge der Zeit, die ich mit jemandem verbringe. Danach kann ich also die Wertigkeit einer Beziehung an der Stoppuhr ablesen.
Ich sage jetzt mal: Das kann nicht euer Ernst sein. Dann habe ich die wertigsten Beziehungen vermutlich mit einigen Kollegen, mit denen ich definitiv mehr Zeit verbringe als mit meiner Lebenspartnerin...
Auch die Suche nach irgendeinem anderen Aspekt als gemeinsam verbrachter Zeit, der als Wert angesehen werden kann, macht keinen Sinn.
Meine These: Eine Beziehung hat einen Wert für mich - sonst hätte ich sie nämlich nicht. Solcher Wert einer Beziehung ist aber grundsätzlich und prinzipiell unvergleichbar miteinander (inkommensurabel).
Und weil der Wert einer Beziehung unvergleichbar ist, kann ich mehrere davon auch nicht zu einer Hierarchie ordnen. Eine Hierarchie setzt nämlich eine Rangfolge voraus und die kann ich nur dann bilden, wenn ich etwas Vergleichbares habe. Habe ich aber ja nach meiner These nicht.
Ich denke der Ausweg ist der, den Sorbas auch schon andeutet: Gar nicht mehr vom Wert einer Beziehung zu reden.
*****s42:
In der BA geht es darum, keiner Einzelbeziehung generell mehr Bedeutung beizumessen als einer anderen. Alle Beziehungen sind generell wichtig und wertvoll, jeder Partner ist wichtig und wertvoll.
Hier geht es jetzt nicht mehr um Wertigkeit alleine, sondern auch noch darum, dass die Beziehungen gleichwertig sein sollen. Gleichheit im Wert setzt voraus, dass ich den Wert vergleichen kann. Nach meiner These oben geht das aber gar nicht und schon von daher macht die Gleichwertigkeit von Beziehungen keinen Sinn.
Aber auch nochmal anders: Ist das denn überhaupt eine wünschbare Forderung? Sind nicht die Stellen im Leben, an denen ich mich flexibel mal mehr und mal weniger einbringen kann die besten? Mir ist das jedenfalls lieber, als ich wenn in eine Gleichheit gezwungen werde. Ist eine Forderung nach Gleichwertigkeit da nicht eher kontraproduktiv?
Und schließlich: Gehört die Gleichwertigkeit zwingend zur Beziehungsanarchie? Ich denke nicht, aber bin sicher kein Experte für die Quellen des Begriffs.
Na, heavy stuff . Dennoch: Was meint ihr?
Gruß
Stefan